Gewaltfreie Kommunikation, kurz GFK, ist eine nach Marshall B. Rosenberg entwickeltes Kommunikationsmodell, in dem durch eine effektivere Kommunikation der soziale Umgang verbessert werden soll.
Diese Art zu kommunizieren schließt nicht nur körperliche, sondern auch explizit verbale Gewalt aus. In der Praxis können wir Andere eben auch durch Worte angreifen und verletzen. Durch unsere unbewusste, abwertende Haltung entsteht schnell der Glaube, etwas stimme mit mir oder dem Anderen nicht. Wir tendieren dazu, das Verhalten des Anderen zu interpretieren, es zu bewerten oder zu vergleichen. Schnell werden Vorwürfe, Schuldzuweisungen oder Drohungen ausgesprochen. Durch die dann folgende Abwehrreaktionen oder Gegenangriffe des Anderen schaukelt sich die Situation schnell hoch. Dabei lag es gar nicht in unserer Absicht zu streiten. Es ist uns nur nicht gelungen unsere Wünsche und Bedürfnisse dem Anderen verständlich zu machen.
Entscheidend ist dabei vor allem die Art und Weise, auf die wir uns ausdrücken und mit welcher Grundhaltung wir unseren Mitmenschen begegnen. Ein Umdenken von „Verhält sich der andere richtig?“ zu „Verhalte ich mich richtig?“ ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Empathie, Aufmerksamkeit und Wertschätzung für den Anderen bilden die Grundlage für eine gewaltfreie Kommunikation.
Wir müssen unsere Sinne schärfen für unsere Mitmenschen und das, was in uns vorgeht- weniger denken und bewerten und mehr sehen, hören und fühlen.
Denn erst Klarheit über die Bedürfnisse beider Seiten, ermöglicht es uns, die Anforderungen des Anderen zu erfüllen. Noch dazu stärkt ein besseres Verständnis füreinander auch die Beziehung. Es ist also essentiell im sozialen Umgang unser analytisches, kritisches Denken aufzugeben und eine wertungsfreie Haltung einzunehmen.
Der Begriff „gewaltfrei“ ist dabei im übertragenen Sinne zu verstehen. Viele Konflikte entstehen dadurch, dass wir uns angegriffen, in unseren Gefühlen verletzt oder in unseren Bedürfnissen nicht verstanden fühlen. Daraufhin zeigen wir eine Rechtfertigungs- oder Abwehrreaktion.
Diese kann wiederum negativ von unserem Gegenüber aufgefasst werden und zu einer Konfliktsituation führen, obwohl eigentlich gar kein realer Konflikt vorliegt. Oft liegt das Problem bei einer falschen Kommunikation, da viel wichtiger als der Inhalt die Art und Weise ist, wie wir ihn übermitteln. Die GFK-Methode verhindert solche Schein-Konflikte durch Kommunikationsregeln und ist somit Konfliktprophylaxe und Grundlage für eine erfolgreiche Beziehung.
Die gewaltfreie Kommunikation ermöglicht es den Menschen so miteinander umzugehen, dass der Kommunikationsfluss zwischen ihnen verbessert wird. Sie ist bei der Alltags-Kommunikation, aber auch bei der persönlichen, beruflichen und politischen friedlichen Konfliktlösung behilflich. Die GFK ist nicht nur eine Technik, sondern eine Grundhaltung, deren Fundament die Bereitschaft und die Fähigkeit zur wertungsfreien Wahrnehmung bilden. Durch intensives Zuhören werden die Wertschätzung, die Aufmerksamkeit und das Einfühlungsvermögen gefördert, sodass man wirklich das sagt, was man denkt und dass das auch beim Anderen ankommt und er/sie mich verstehen kann.
Eine grundlegende Annahme ist hierbei, dass der Mensch Grundbedürfnisse hat, die er stets zu erfüllen bemüht ist. Diese zu erfüllen, ohne dabei andere Menschen zu beeinträchtigen, ist eines der Ziele der GFK. Wichtig ist, die aufkommenden Konflikte zu nutzen um befriedigende Beziehungen aufzubauen, wiederherzustellen und zu erhalten. Wir sind uns der Macht unserer Sprache, also unserer Worte und deren Bedeutung meist nicht bewusst. Dabei spielt die Art und Weise unseres Sprechens eine entscheidende Rolle bei unserer Fähigkeit empathisch zu bleiben. Der Anfang der Gewaltfreien Kommunikation ist Verantwortung für sein eigenes Handeln zu übernehmen und sich bewusst zu machen, dass jeder die Wahl hat etwas zu tun oder nicht zu tun. Wenn wir uns willentlich dafür entscheiden, wird unser Leben bereichert.
„In seiner Wut verliert der Mensch seine Intelligenz.“
Deshalb gilt es im Konflikt zunächst einen kühlen Kopf zu bewahren, zu beobachten und sich ein klares Bild von der Situation zu verschaffen ohne zu bewerten.
Das ist wichtig, da unsere eigene Wahrnehmung subjektiv und häufig verzerrt ist.
Für eine konstruktive Kommunikation muss das „Problem“ dann objektiv und sachlich geschildert werden. Verallgemeinerungen sollen vermieden werden, da Phrasen wie „alle“, „nie“ oder „immer“ nach Schuldzuweisungen klingen und in dem Gegenüber das Bedürfnis wecken, sich zu verteidigen.
Auch wenn das Anliegen berechtigt ist, müssen alle Beteiligten sachlich bleiben, sodass sich die Situation nicht zuspitzt.
Wenn erkannt wurde, was tatsächlich gerade passiert ist, muss auch herausgefunden werden, welche Emotionen dadurch ausgelöst wurden. Rosenberg unterscheidet zwischen primären und Pseudo-Gefühlen.
Hinter unseren Gefühlen stecken Bedürfnisse, die von Grund auf alle berechtigt und positiv sind. Sie können nur dann negative Gefühle erzeugen, wenn sie nicht erfüllt werden, und zu Konflikten führen, wenn sie nicht mit den Bedürfnissen unserer Mitmenschen vereinbar sind.
Rosenberg unterteilt zwischen neun Grundbedürfnissen:
o Körperliches Wohlbefinden
o Sicherheit
o Liebe
o Empathie/Einfühlung
o Kreativität
o Geborgenheit
o Spiel, Erholung
o Autonomie, Willensfreiheit
o Bedürfnis nach Sinn/einer Aufgabe
In einer Konfliktsituation müssen die Bedürfnisse erkannt werden und gemeinsam mit unserem persönlichen Anliegen und Ziele geäußert werden, denn erst dann können unsere Mitmenschen auf diese eingehen. Durch eine Aussprache wird Klarheit und eine Grundlage für eine gemeinsame Lösung geschaffen.